MCH (Mittleres korpuskuläres Hämoglobin) (2024)

  • Das MCH gibt den durchschnittlichen Hämoglobin-Gehalt der roten Blutkörperchen an.
  • Zusammen mit anderen Blutwerten hilft das MCH, die Ursachen einer Blutarmut herauszufinden.
  • So kann ein erniedrigtes MCH unter anderem auf einen Eisenmangel als Ursache hindeuten.
  • Erhöhtes MCH kann zum Beispiel bei einer Blutarmut durch Vitamin-B12- oder Folsäuremangel auftreten.

Was ist das MCH?

MCH steht für „mittleres korpuskuläres Hämoglobin“. Es gibt an, wie viel Hämoglobin die roten Blutkörperchen – auch Erythrozyten genannt – im Durchschnitt enthalten. Es lässt sich aus dem Verhältnis von Hämoglobin zu der Anzahl an Erythrozyten im gesamten Blut berechnen.

Hämoglobin ist der rote Blutfarbstoff, der diesen Zellen ihre rote Farbe verleiht. Er kann Sauerstoff und Kohlendioxid binden. So ermöglicht er den roten Blutkörperchen, den Sauerstoff aus der Atemluft von der Lunge in alle Organe des Körpers zu transportieren. Umgekehrt transportiert Hämoglobin auch Kohlendioxid aus dem Gewebe zurück zur Lunge.

Warum wird MCH bestimmt?

Das MCH wird standardmäßig als Teil des kleinen und großen Blutbilds bestimmt, zum Beispiel um anhaltende Beschwerden abzuklären. MCH hilft der Ärztin oder dem Arzt hauptsächlich dabei, eine Blutarmut ( Anämie) genauer zu untersuchen und ihre Ursache zu ermitteln.

Der Wert wird gemeinsam mit dem MCV und dem MCHC bestimmt. Man bezeichnet diese drei Werte auch als Erythrozyten-Indizes. Zusammengenommen erlauben sie einen genauen Blick auf die Eigenschaften der roten Blutkörperchen.

Um den Wert zu bestimmen, nimmt die Ärztin oder der Arzt etwas Blut ab, in der Regel aus der Armvene.

Was sind die Normwerte?

Die Normwerte können sich von Labor zu Labor unterscheiden, da verschiedene Testverfahren eingesetzt werden. Daher gibt jedes Labor in seinem Bericht eigene Normwerte an. Als Orientierung können folgende Werte dienen:

EinheitenPikogramm (pg)
Frauen über 1828 – 33
Männer über 1828 – 33

Ein MCH von 28 Pikogramm bedeutet zum Beispiel, dass 36 Milliarden rote Blutkörperchen zusammen 1 Gramm Hämoglobin enthalten.

Wichtig ist:

Von einem Laborwert allein lässt sich meist nicht auf eine Krankheit schließen. Erst im Zusammenhang mit anderen Werten, Symptomen und Untersuchungen ergibt sich ein klares Bild. Zudem haben auch gesunde Menschen manchmal Werte außerhalb des Normbereichs. Bevor man sich bei einer Abweichung Sorgen macht, sollte man die auffälligen Werte daher stets mit einer Ärztin oder einem Arzt besprechen.

Was bedeuten erniedrigte Werte?

Ein niedriges MCH bedeutet, dass die roten Blutkörperchen zu wenig Hämoglobin enthalten. Eine Blutarmut mit niedrigem MCH nennen Fachleute „hypochrom“. Der Begriff kommt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt „schwach gefärbt“. In der Regel sind die Blutzellen dann auch kleiner.

Mögliche Ursachen

Die roten Blutkörperchen enthalten zu wenig Hämoglobin, wenn die Blutbildung gestört ist. Meist ist ein Eisenmangel die Ursache – denn ohne Eisen kann der Körper kein Hämoglobin herstellen. Etwa die Hälfte aller Anämien entsteht so.

Selten führen auch angeborene Krankheiten dazu, dass nicht genügend Hämoglobin gebildet wird – zum Beispiel eine Thalassämie. Auch Infektionen oder Erkrankungen der Nieren oder des Knochenmarks können die Blutbildung stören.

Was kann ich bei erniedrigten Werten tun?

Zunächst einmal ist es wichtig zu beachten: Das MCH ist allein nicht aussagekräftig. Nur zusammen mit den anderen Erythrozyten-Indizes MCV und MCHC und weiteren Blutwerten lässt es sich interpretieren.

Leicht verringerte Hämoglobinwerte können eine harmlose Ursache haben. Da aber auch ernstzunehmende Erkrankungen dahinterstecken können, ist es sinnvoll, die Ergebnisse immer von der Ärztin oder dem Arzt abklären zu lassen. Sie oder er kann durch weitere Untersuchungen herauszufinden, woher die Veränderung kommt, und wie man sie am besten behandelt.

Wenn ein Eisenmangel die Ursache ist, reicht es manchmal schon aus, auf mehr Eisen in der Ernährung zu achten oder Ersatzpräparate zu nehmen. Nach einer Weile sollten die Blutwerte dann wieder im Normbereich liegen.

Was bedeuten erhöhte Werte?

Ein erhöhtes MCH bedeutet, dass die roten Blutkörperchen zu viel Hämoglobin enthalten. Eine Blutarmut mit hohem MCH bezeichnen Fachleute als „hyperchrom“. Der Begriff kommt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt „stark gefärbt“. In der Regel sind die Blutzellen dann auch größer.

Mögliche Ursachen

Für ein erhöhtes MCH sind ebenfalls verschiedene Ursachen möglich. Die häufigsten sind Vitamin-B12- oder Folsäuremangel.

Es können aber auch Erkrankungen dahinterstecken. Das können Krebserkrankungen sein, die die Blutbildung beeinflussen, oder chronische Lebererkrankungen.

Viel Alkohol zu trinken, kann ebenfalls zu einem erhöhten MCH führen. Das gilt auch für bestimmte Medikamente – zum Beispiel das Rheuma-Medikament Methotrexat oder auch hormonelle Verhütungsmittel.

Was kann ich bei erhöhten Werten tun?

Wichtig ist: Es lassen sich nur Schlüsse aus dem MCH ziehen, wenn es gemeinsam mit anderen Blutwerten betrachtet wird.

Beruht der erhöhte MCH-Wert im Rahmen einer Anämie auf einem Vitamin- oder Folsäuremangel, lässt sie sich oft durch Ersatzpräparate und eine angepasste Ernährung behandeln. Da aber auch ernstzunehmende Erkrankungen dahinterstecken können, ist es sinnvoll, die Ergebnisse von der Ärztin oder dem Arzt abklären zu lassen. Sie oder er kann dann herausfinden, woher die Blutarmut kommt, und wie man sie am besten behandelt.

Böhm BO, Niederau C. Klinikleitfaden Labordiagnostik. München Urban und Fischer; 2021.

Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. Gesundheit.gv.at (Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs). Laborwerte-Tabelle. 2024.

Pschyrembel online. 2024.

Thomas L. Labor und Diagnose; Release 7. 2024.

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Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

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MCH (Mittleres korpuskuläres Hämoglobin)

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MCH (Mittleres korpuskuläres Hämoglobin) (1)

Erstellt am 13. Mai 2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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MCH (Mittleres korpuskuläres Hämoglobin) (2024)

FAQs

MCH (Mittleres korpuskuläres Hämoglobin)? ›

Das mittlere korpusukuläre Hämoglobin (MCH) ist die durchschnittliche Konzentration von Hämoglobin (Hb), die in einem einzelnen roten Blutkörperchen enthalten ist. Es wird aus dem Verhältnis des Hämoglobin- zum Hämatokrit-Wert ermittelt. Der MCH-Wert dient zur Diagnose einer Blutarmut (Anämie).

Was ist wenn MCH erhöht ist? ›

Bei einem MCH-Wert oberhalb des Normalbereichs ist viel Hämoglobin im Blut. Es erscheint dunkler. Außerdem weist es auf einen Mangel an Vitamin B12 und Folsäure hin. Einseitige Ernährung und Verdauungsstörungen können dafür ebenso verantwortlich sein wie Alkoholismus und bestimmte Medikamente.

Was ist wenn der MCHC Wert zu hoch ist? ›

Sind bei einem Patienten MCH und MCHC erhöht, kann eine Kugelzellanämie (Kugelzellenanämie, Sphärozytose) vorliegen. Das ist eine angeborene Form von Blutarmut, bei der die sonst eher abgeflachten Erythrozyten eine Kugelform aufweisen.

Was ist wenn der MCV Wert zu hoch ist? ›

„Ist das MCV zu hoch, sind Folsäure und Vitamin-B12-Mangel mögliche Ursachen“, sagt Dr. Mardi. Dann sind die roten Blutkörperchen vergrößert. Mögliche Auslöser sind unter anderem die Ernährung, Medikamente oder Alkoholkonsum.

Wann ist der Hb-Wert kritisch? ›

Wann ist die Konzentration von Hämoglobin zu hoch? Die Konzentration von Hämoglobin ist zu hoch, wenn sie bei Frauen über 16,5 Gramm pro Deziliter und bei Männern über 18,5 Gramm pro Deziliter liegt. In dem Fall kann eine sogenannte Polyglobulie bestehen, bei der sich zu viele Erythrozyten im Blut befinden.

Was ist wenn der Hb-Wert zu hoch ist? ›

Durch die Verdickung des Blutes können Kopfschmerzen, Müdigkeit und allgemeine Schwäche, Sehstörungen, Muskelschmerzen und Sensibilitätsstörungen auftreten. Blutgerinnsel können zu Gefäßverschlüssen führen. Liegt eine Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems vor, kann Atemnot Zeichen eines Sauerstoffmangels sein.

Welche Werte sind bei Leukämie erhöht? ›

Die Anzahl von Leukozyten im Blut liegt bei Gesunden zwischen 4.000 und 10.000 Zellen pro Mikroliter (µl). Diese Anzahl ist bei einem Patienten, der an Leukämie erkrankt ist, oft deutlich erhöht.

Was passiert wenn die roten Blutkörperchen zu groß sind? ›

Definition: Bei der Polyglobulie ist die Zahl der roten Blutkörperchen im Blut erhöht, es kommt zu einer Bluteindickung. Symptome: Zu den Hauptsymptomen zählen Müdigkeit, Aufmerksamkeits- und Bewusstseinsstörungen, Kopfschmerzen, Sehstörungen, Ohrgeräusche, Missempfindungen und Muskelschwäche.

Was sagen die Blutwerte MCV und MCH aus? ›

MCV, MCH und MCHC sind wichtige Ergänzungswerte, die helfen können, die Ursache einer Anämie (Blutarmut) zu diagnostizieren. Sie geben Hinweise auf die Funktionsfähigkeit der Erytrhozyten (rote Blutkörperchen) und ihre Fähigkeit Sauerstoff an Hämoglobin (roter Blutfarbstoff) zu transportieren.

Welche Medikamente erhöhen die roten Blutkörperchen? ›

Epoetin alfa gehört zur Arzneistoffklasse der Biosimilars und wird vor allem zur Behandlung von Anämie (Blutarmut) eingesetzt. Der Wirkstoff ist ein synthetisch generiertes Erythropoietin-Derivat, das die Bildung von roten Blutzellen (Erythrozyten) im Knochenmark stimuliert.

Warum steigt MCV bei Alkohol? ›

Der Grund dafür liegt in der langen Lebensdauer der Erythrozyten, die erst nach 120 Tagen in der Milz abgebaut werden. Diese Abbaugeschwindigkeit führt dazu, dass MCV über lange Zeit konsumierter Alkohol besser nachweisen kann, was beispielsweise beim Abstinenznachweis im Rahmen einer MPU hilfreich sein kann.

Welche Blutwerte sind kritisch? ›

Werte < 7,10 und > 7,60 sind lebensgefährlich. Hinweis auf Thyreotoxikose, ein laborchemischer und klinischer Zustand, bei dem die Gewebe einer zu hohen Schilddrüsenhormonkonzentration ausgesetzt sind und darauf reagieren.

Wie wird B12 im Blutbild genannt? ›

Cobalamin bzw. Vitamin B12 ist ein wasserlösliches Vitamin, das vor allem in tierischen Nahrungsmitteln wie Leber, Niere, Fleisch, Fisch, Eiern oder Milch vorkommt.

Ist es schlimm wenn man zu viele rote Blutkörperchen hat? ›

Zu viele rote Blutzellen verdicken das Blut und erhöhen das Risiko, eine Thrombose (Blutgerinnsel) in den größeren Blutgefäßen zu bekommen. Wenn ein Gerinnsel eine wichtige Arterie blockiert, kann das einen Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen.

Wie kann man die roten Blutkörperchen senken? ›

Aderlass ist das Fundament Ihrer Therapie – eine sehr alte und bewährte Behandlung, um Ihren Hämatokrit-Wert schnell und einfach zu senken. Beim Aderlass wird Ihnen Ihr Arzt zwischen 300 und 500 ml Blut entnehmen. Ziel ist es, Ihren Hämatokrit-Wert, also den Anteil der Zellen im Blut unter 45 % zu halten.

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